Schärfentiefe oder auch Tiefenschärfe, wirst du mit Sicherheit schon einmal gehört und sogar gesehen haben. Gerade in der Fotografie kommt dieser Effekt oft zum Einsatz. Ein bestimmtes Objekt oder ein Teil des Fotos wird scharf und der Rest wird, in Abhängigkeit von der Entfernung, unscharf dargestellt.
Hinweis: Im Englischen heißt die Tiefenschärfe "Depth of Field". Daher kommt die Abkürzung DoF!
Beispielfoto mit Tiefenschärfe
Dieser Effekt ist auch in der Computergrafik möglich. Entweder mit Photoshop (mehr dazu – in Verbindung mit einem Poser-Render – findest du in meinem Tutorial Rendern mit PSD Ebenen) oder direkt in Poser. Wie genau das in Poser funktioniert, möchte ich nun erklären.
Du erstellst eine neue oder öffnest eine schon existierende Szene in Poser. Die Szene sollte komplett in Poser erstellt sein, damit die Tiefenschärfe auch richtig wirken kann.
Meine Szene, die ich in diesem Tutorial nutze, sieht in der Vorschau so aus:
Als Erstes muss überlegt werden was im Fokus stehen soll. In diesem Fall hätte ich gerne den Kopf im Fokus. Dieser soll also scharf dargestellt werden und alles was weiter entfernt liegt – wie der Hintergrund oder die Hände und Waffe – soll unscharf wirken. Spätestens jetzt sollte die Kamera in Position gebracht werden.
Damit ist es aber nicht getan, denn die Kamera benötigt nun Informationen, damit das mit der Tiefenschärfe auch klappt. Folgende Parameter werden benötigt bzw. sind für die Einstellung der Tiefenschärfe zuständig: Fokusabstand und Blende!
Der Fokusabstand bestimmt die Entfernung des Fokus.
Die Blende bestimmt wie stark der Tiefenschärfe Effekt sein wird.
Der Fokusabstand sollte also nun den Abstand von der Kamera zum Kopf bekommen. Aber woher weiß ich nun wie dieser Wert aussieht? Es gibt zwei Möglichkeiten den Fokusabstand einzustellen.
Möglichkeit 1: Du kannst den Parameter auswählen und das Rädchen mit gedrückter linker Maustaste einfach bewegen. Dabei ist ein schwarzes Fadenkreuz sichtbar welches dir anzeigt wo der Fokus liegt.
Zum besseren Verständnis habe ich ein kurzes Video erstellt.
Leider ist es mit dieser Möglichkeit oftmals schwer den Fokus genau zu treffen und deshalb möchte ich noch eine andere genauere Methode zeigen.
Möglichkeit 2: Wähle das Objekt, die Figur, den Körperteil oder was auch immer bei dir im Fokus stehen soll aus. In meinem Beispiel ist es der Kopf. Nun wird ein Python Skript benötigt, welches Poser mitliefert.
Wichtig: Das Skript muss gestartet werden, während die Kamera, mit der auch gerendert werden soll, ausgewählt ist!
Öffne die Python Palette über Fenster – Python-Skripts. Daraufhin öffnet sich die Palette der Skripte. Dort wählst du Render /IO aus. Danach auf Calc DoF Focal Distance klicken.
Es öffnet sich ein Fenster, in dem du den Wert für den Fokusabstand der Kamera findest.
Diesen Wert kannst du dir nun kopieren oder abschreiben.
Wichtig: Bevor du ihn im Fokusabstand einträgst, musst du noch die Einheiten in Poser ändern.
Das Skript rechnet nämlich mit der Einheit Fuß. Da die Änderung der Einheiten keinen Neustart von Poser erfordert, ist das zum Glück kein großes Problem. Einfach in die Voreinstellungen von Poser gehen und dort unter Oberfläche bei Einheiten Fuß einstellen.
Mit OK bestätigen und schon kannst du den kopierten Wert bei deiner gewünschten Kamera unter Fokusabstand eintragen.
Nun musst du dich noch um den Wert der Blende kümmern. Je kleiner der Wert, desto mehr Tiefenschärfe und je größer der Wert, desto weniger Tiefenschärfe.
Da die Renderzeit erhöht wird je mehr Unschärfe das Bild beinhaltet, beginne am besten mit einem Wert um die 16 und arbeite dich dann vor bis auf den Wert, der dir gefällt.
Wichtig: Bevor du nun ein Testbild renderst, musst du in den Rendereinstellungen noch die Tiefenschärfe aktivieren!
Nun starte einen Testrender und schau dir dein Ergebnis an. Ich habe mein Bild einmal mit Blende 16 und einmal mit Blende 10 gerendert.
Bei dem zweiten Bild erkennt man die Unschärfe im Bild schon viel genauer. Allerdings ist sie auch sehr grob bzw. pixelig.
Hast du dich für eine Blende entschieden und du möchtest das Grobe noch los werden, musst du in den Rendereinstellungen den Wert bei Pixel-Sampling erhöhen. Der Wert sollte bei 10-12 liegen für ein optimales Ergebnis. Allerdings erhöht sich damit auch die Renderzeit! Wie du am dritten Bild siehst, wirkt das doch nun richtig stimmig.
Um das ganze Thema ein wenig besser zu verstehen, hilft es, wenn man sich eine kleine Szene mit den Poser Primitives erstellt und mit den Einstellungen spielt. Ich habe dazu einen Zylinder, einen Quader und eine Kugel aus dem Primitive Ordner geladen. Diese habe ich eingefärbt und verschoben.
Nun habe ich drei Bilder gerendert. In jedem Bild ist ein anderer Grundkörper der Fokus meines Bildes. Objekt auswählen, Skript Calc DoF FocalDistance nutzen und den Wert bei der Kamera unter Fokusabstand eintragen. Die Blende habe ich auf 5 gestellt.
Mit Hilfe dieser einfachen Szene kannst du dich nun vertrauter mit den Einstellungen machen. Spiele mit der Blende und verschiedenen Rendereinstellungen, um das für dich beste Ergebnis zu erzielen. Da die Szene sehr einfach ist, rendert Poser auch dementsprechend schnell.
Links: Kugel im Fokus – Mitte: Quader im Fokus – Rechts: Zylinder im Fokus
Hier ist noch ein Beispiel. Einmal als Rohrender ohne Tiefenschärfe und einmal das Endergebnis mit Tiefenschärfe und Nachbearbeitung. Zudem beinhaltet dieses Bild 3D-Bewegungsunschärfe. Dazu mehr in meinem Bewegungsunschärfe in Poser Tutorial.
Viel Spaß beim Nacharbeiten!